Umgang mit chronischem Schmerz bei Kindern

Paula ist 12 Jahre alt. Seit vier Jahren plagen sie chronische Bauchschmerzen. Die bisher angewandten Therapien haben ihr nicht geholfen. Paula ist von einem lebenslustigen Kind zu einem stillen, leidenden Mädchen geworden – und Paulas Eltern leiden mit.

Für Kinder wie sie und deren Eltern haben Michael Dobe und Boris Zernikow dieses Buch geschrieben. Sie erklären darin in verständlicher Weise, wie Kinder, Jugendliche und Eltern den Schmerzen aktiv begegnen können.

Ein günstiger Umgang mit dem Schmerz beinhaltet zuerst einmal, dass das Kind und sein Schmerz ernst genommen werden. Jeder Schmerz ist echt, auch wenn keine körperliche Erkrankung vorliegt oder nachgewiesen werden kann!

Ermutigen Sie Ihr Kind, trotz Schmerzen am normalen Leben teilzunehmen. UND-Philosophie, nicht ABER-PHILOSOPHIE! Ich habe Schmerzen UND ich gehe in die Schule (nicht: ich würde in die Schule gehen, aber ich habe Schmerzen). Ich habe Kopfschmerzen UND ich mache meine Hausaufgaben. Ich habe Spass mit meinen Freunden UND ich habe Bauchschmerzen.

 

Ermutigen Sie Ihr Kind, die Schmerzen selbst und aktiv zu behandeln. Es braucht vielleicht Ihre Hilfe beim Erarbeiten von hilfreichen Massnahmen und vielleicht können Sie es unterstützen beim Herausfinden  und Ausprobieren. Häufig gehen die Lösung in Richtung  Gute Laune und Entspannung, kreativer Ausdruck, manchmal nützt auch Bewegung (dehnende, ausdauernde oder kräftigende). Wichtig ist dabei, dass Ihr Kind Akteur bleibt in der Schmerzbewältigung, dass es also selbst und selbständig eine Massnahme in die Hand nimmt.

Schmerzen schützen (so wie Angst) uns davor, unser Leben zu gefährden. Sie sind innere Alarmzeichen, die uns zur Vorsicht mahnen. Vielleicht kann eine anerkennende, vielleicht sogar eine liebevolle Beziehung zum Schmerz entstehen. "Mein inneres Alarmzeichen für Ruhe, Entspannung, Besinnlichkeit meldet sich wieder - ich glaube, ich muss mir jetzt Gutes tun".

Bitte achten Sie als Eltern darauf, dass Sie Ihr Umsorgen aufrecht erhalten, auch wenn der Schmerz Ihres Kindes nicht mehr oder weniger häufig auftritt. Die Gefahr eines sekundären Krankheitsgewinnes (dass es sich mehr lohnt, den Schmerz zu behalten als ihn loszuwerden) besteht.

Ich selbst finde die systemische Sichtweise auf den Schmerz immer sinnvoll:

  • Das Problem 1. Ordnung ist der Schmerzreiz. Er ist da und es macht weh.
  • Das Problem 2. Ordnung ist das Problem, das durch den Schmerz entsteht. Es ist insbesondere die 2. Ordnung, welche mit Psychotherapie gut erreichbar ist: Der Umgang mit dem Schmerz, die Wut darauf. Die Hilflosigkeit, die Angst vor dem Schmerz. Der Nutzen des Schmerz, die Verbindung zu anderen Familienmitgliedern durch den Schmerz (Loyalität), die Regression.